Karl Domenic Geissbühler (1932)

Zu Zeiten der Intendanz von Drese, Groszer, Pereira bis Homoki – von 1976 bis 2012 – entwirft Karl Domenic Geissbühler für das Opernhaus Zürich über 500 Plakate, Bühnenbilder, die Programmhefte, die Hauszeitung und die Jahrbücher. Mit dem Handwerk, das er an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Ernst Keller und Johannes Iten gelernt hat, schafft er ein Werk, das unzählige Male mit Auszeichnungen, in Ausstellungen und Publikationen international gewürdigt wird.

Er arbeitet ohne schriftlichen Auftrag des Opernhauses, dafür mit Augenkontakt aus seinem gegenüberliegenden Studio. Er liest Libretti, geht in der Theaterwerkstatt ein und aus, blickt auf das Bühnenbild, auf die Kostüme, manchmal nur auf ein einzelnes Requisit, vergnügt sich mit Gedanken, skizziert, spielt mit Formen: Der Entwurf ist schon die Ausführung – manchmal einer von zwanzig. Immer ist es ein furchtloser Beginn, ob es sich um Mozart handelt oder um Kelterborn, um Wagner oder um ein modernes Ballett. Geissbühlers Plakate sind Ausdruck einer Haltung, einer gestalterischen Vision und Resultat leidenschaftlicher Handarbeit. Für jede Aufführung entsteht eine einmalige Schöpfung eines sinnenfrohen Theaterfans.

Seine Werke werden zum visuellen Opernführer und so zum direkten und kraftvollen, aber auch beständigen Erscheinungsbild des Opernhauses Zürich. Mal wird die Oper symbolisch in einem Motiv verknappt, mal wird sie mit einer einzelnen Figur bildnerisch in Szene gesetzt, mal ist es ein Stimmungsbild, das andere Mal ist es der Titel, der typografisch in den Raum geworfen, oder ein Fragment, dem die glamouröse Hauptrolle zugewiesen wird. In unendlichen Variationen werden die ewigen Themen des mensch-lichen Daseins aufgeführt: Liebe, Hass, Hoffnung, Schönheit und Tod.