Sigi Odermatt (1926–2017)
Als Grafiker ist Siegfried Odermatt Autodidakt. Er arbeitet kurze Zeit bei einem Industriegrafiker, ist drei Jahre freier Mitarbeiter des Malers und Grafikers Hans Falk. Nach dreijähriger Tätigkeit in einer Werbeagentur erfolgt 1950 der Start als selbständiger Grafiker und schliesslich, nach zehnjähriger Zusammenarbeit mit Rosmarie Tissi, die Gründung von Odermatt & Tissi.
«O&T, ein Mann und eine Frau. Siegfried Odermatt und Rosmarie Tissi. Seit 1968 haben sie eine Ateliergemeinschaft. Ihre Arbeitsplätze sind im Dachstock eines jahrhundertealten Altstadthauses an der Schipfe in Zürich. [...] zwei Einzelkämpfer werden zu einem Team». Im Zeitraum von rund drei Jahrzehnten schaffen sie über neunzig Plakate für Ausstellungen, Konzerte und Theater. Für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen entwerfen sie Erscheinungsbilder, Werbekampagnen und Prospekte: «Sie legen Zeugnis ab vom reinen Vergnügen und von den endlosen Möglichkeiten, die dem Grafik-Design innewohnen.»
Bereits 1959 zieht Siegfried Odermatt, als junger Protagonist der damals stilbestimmenden konstruktiven Grafik, mit einer Arbeit für eine Plakatausstellung im Zürcher Kunstgewerbemuseum die Aufmerksamkeit auf sich. Etwas Spartanisches, Respektheischendes sollte «Meister der Plakatkunst» vom alltäglichen Plakatlärm unterscheiden. Etwas von dieser Strenge der Gestaltung ist in Odermatts ganzem Schaffen enthalten. Wenige starke, manchmal durch die Farbe in ihrer Wirksamkeit gesteigerte Flächenformen oder der grafische Einsatz von Sachfotografie sind stilbildende Mittel, die, frei und überraschend eingesetzt, die Arbeiten zu Repräsentanten der schweizerischen Postmoderne werden lassen.